30
Juni
2025
|
14:16
Europe/Amsterdam

Resilienz – gesamtgesellschaftliches Großprojekt

Zusammenfassung

Für mehr Sicherheit, Stabilität und Autonomie braucht es eine gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung. Nötig ist dabei eine starke Industrie mit der Chemie als Basis.

Resilire: Lateinisch für „zurückspringen, abprallen“. In der Physik ist von Resilienz die Rede, wenn ein verformtes Material wieder in seinen Ursprungszustand zurückkehrt, etwa ein Gummiband. Doch gesellschaftspolitisch braucht es eine andere Lesart.

Denn es geht eben nicht darum, einen Status quo ante zu bewahren. In unserer multipolaren Welt, in der Instabilität, Unsicherheit und Aggression um sich greifen, muss es um Weiterentwicklung gehen, auf allen Ebenen. Auch wenn Lösungen nicht immer greifbar sind. Auch wenn es schwierig und unbequem wird.

Unbequem auf der politischen Ebene, wo sich etwa die Nato-Staaten soeben zu höheren Verteidigungsausgaben durchgerungen haben. Unbequem für die Gesellschaft, wenn sich – wie in Deutschland in der Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht – vielen die Frage stellt, ob sie bereit sind, das eigene Land mit Waffengewalt zu verteidigen.

Unbequem auch für die Industrie, die überall einen Plan B bis Z braucht: für breiter aufgestellte Rohstoffversorgung, sicherere Routen, alternative Absatzmärkte, zuverlässigere Handelspartner, Schutz vor Cyberattacken und Sabotage. Was nicht nur extreme Flexibilität, sondern auch höhere Kosten und damit ein Überdenken von Renditeerwartungen bedeutet.

Widerstandsfähigkeit nur im Zusammenspiel möglich

Unbequem auf allen Seiten schließlich die Erkenntnis: Sicherheit, Stabilität, Autonomie sind nur im Zusammenspiel zu erlangen. Silomentalität und Alleingänge führen nicht weiter. Die Wirtschaft muss sich schon im eigenen Interesse einsetzen für einen funktionierenden politischen Rahmen, für intaktere, stresstolerante Gesellschaften, für die Freiheit der Wissenschaft und selbstredend für den Erhalt der Umwelt. Umgekehrt sind Sicherheit, Fortkommen und Wohlstand nur mit einer starken Wirtschaft und Industrie möglich.

Wir sitzen alle im selben Boot. Und daher müssen wir Krisenfestigkeit und Verteidigungsfähigkeit ganzheitlich denken – im Sinne einer umfassenden Transformation, eines gesamtgesellschaftlichen Großprojekts.

Wirtschafts- und industriepolitisch heißt das, strategische Fernziele zu definieren und sie konsequent anzusteuern: Infrastrukturen ausbauen, Versorgungskapazitäten sichern, Resilienz-relevante Industriebereiche fördern. Und zwar so, dass Pläne nicht zerfasern und Mittel nicht versanden. Ganz wichtig dabei: Die Politik muss günstige Rahmenbedingungen setzen, aber von Mikrosteuerung und Überregulierung absehen.

Chemie hält alles am Laufen

Dies gilt für all jene Schlüsselbereiche, die gerade in Krisenzeiten und Konfliktlagen zuverlässig zur Stelle sein müssen – von Lebensmitteln bis zu Medikamenten, von IT bis Energie. Insbesondere trifft das auf Grundstoffindustrien wie die Chemie- und Kunststoffbranche zu. Denn sie liegt allem zugrunde, hält alles am Laufen.

Beispiel Lebensmittel. Hier tragen Kunststoffverpackungen gerade in Krisensituationen zur Versorgungssicherheit bei. Schnell und in großen Mengen produzierbar, schützen sie die Nahrung vor Keimen, Feuchtigkeit, Sauerstoff und Licht und machen sie länger haltbar.

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Beispiel Energie. Eine autarke Versorgung ist für Volkswirtschaften zunehmend wichtig. Idealerweise basiert sie auf erneuerbaren Quellen. Windkraftanlagen, Solarpanels und Batteriespeicher wiederum sind auf Kunststoffe angewiesen. Sie sorgen für eine hohe Energieausbeute und senken die Herstellungskosten der Bauteile.

Beispiel Rüstung. Kunststoffe finden in Fahrzeug- und Flugzeugkomponenten, Waffen- und Kommunikationssystemen, Schutzausrüstung und vielem mehr Verwendung. Sie sorgen dafür, dass militärische Güter leichter, robuster, anpassungsfähiger und oft sogar nachhaltiger sind als mit klassischen Materialien.

Systemwandel zur Kreislaufwirtschaft nötig

Widerstandsfähigkeit und Verteidigungsbereitschaft definieren sich aber nicht nur über die vielen einzelnen Anwendungsbereiche. Sie sind zudem nur über grundsätzliche Systemveränderungen erreichbar. Eine breite Hinwendung zur Kreislaufwirtschaft etwa tritt Klimawandel, Ressourcenschwund und Naturzerstörung entgegen und sorgt so für ökologische Resilienz. Sie hilft auch, die zunehmend spürbaren sozialen Verwerfungen abzufedern, die aus der Überbelastung unserer Umwelt resultieren.

Wirtschaftlich verringern wir die Anfälligkeit für Lieferengpässe und Preisschwankungen, indem wir Stoffkreisläufe schließen und Ressourcen wiederverwerten. Und schließlich werden durch die Kreislaufwirtschaft auch geopolitische Abhängigkeiten minimiert. Viele fossile Rohstoffe stammen aus instabilen Regionen. Nicht-fossile Alternativen wie Biomasse, Kohlendioxid und Abfälle hingegen sind oft regional verfügbar – ein weiterer Pluspunkt in Krisenzeiten.

Die Chemieindustrie und Covestro machen vor, wie es geht. Indem sie auf eben solche erneuerbaren Rohstoffe und Energie setzen. Indem sie an neuen Technologien arbeiten, um das (weltweit leider rückläufige) Recycling auf ein neues Level zu bringen. Und indem sie international auf neue Win-Win-Situationen zielen.

Die Transformation, die die Chemie vorantreibt, müssen wir in den XXL-Maßstab übertragen. Unser ganzes System von Grund auf weiterentwickeln – das müssen wir schaffen für eine dynamische Resilienz. Auch wenn es unbequem ist.

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