Doppelarbeit vermeiden
Dieses Jahr könnte entscheidend sein für das künftige Management von Chemikalien und Kunststoffen. Doch wir müssen sicherstellen, dass sich die verschiedenen Initiativen ergänzen, anstatt miteinander zu konkurrieren.
Haben Sie schon einmal einen geschickten Jongleur beobachtet? Er weiß genau, wie viele Bälle er in der Luft halten kann, bevor das luftige Gebilde zusammenbricht. Wenn ich die zahlreichen Bemühungen zur Förderung des globalen Chemikalienmanagements betrachte, empfinde ich dieselbe Mischung aus Begeisterung und Besorgnis. Ich wünsche mir inständig, dass diese Initiativen erfolgreich sind. Gleichzeitig halte ich den Atem an, da ich befürchte, dass sie jeden Moment scheitern könnten. Meine Sorge ist, dass die Beteiligten zu viel gleichzeitig versuchen und sich dabei übernehmen.
Aber starten wir mit etwas Positivem: Dieses Jahr könnte den bedeutendsten Fortschritt im Chemikalienmanagement seit langem markieren. So werden die wichtigen Konventionen von Basel, Rotterdam und Stockholm überarbeitet, die darauf abzielen, die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor schädlichen Chemikalien und Abfällen zu schützen.
Zudem befindet sich die Staatengemeinschaft offenbar in den letzten Zügen für „ein international rechtsverbindliches Instrument gegen Plastikverschmutzung (...), das auf einem umfassenden Ansatz basiert und den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen berücksichtigt“, wie es in einer bahnbrechenden Resolution der UN-Umweltversammlung vor drei Jahren formuliert wurde. Kurz gesagt: Es geht um ein globales Kunststoffabkommen – dringend notwendig angesichts der Millionen Tonnen an Plastikmüll, die jährlich in die Umwelt gelangen.
Verhandlungen nicht überfrachten
Dieser Vertrag läuft jedoch Gefahr, überladen zu werden, indem er „Everything Everywhere All at Once“ erreichen will (um den Titel eines populären Films zu zitieren). Wenn ich sehe, wie Abfallmanagement mit Produktionsreduzierung und Chemikalienregulierung kombiniert werden soll, ganz zu schweigen von Finanzierung und Ressourcenzuweisung, dann habe ich meine Zweifel, ob die Verhandlungen, die im August in Genf wiederaufgenommen werden, auf einem vielversprechenden Weg sind.
Dennoch besteht Hoffnung für ein effektives Chemikalienmanagement – durch ein weiteres wichtiges Instrument: das „Global Framework on Chemicals“, 2023 unter dem UN-Umweltprogramm ins Leben gerufen. Diese Initiative bringt Regierungen, Unternehmen, NGOs und Wissenschaftler zusammen, um in jedem Land Regulierungssysteme zu entwickeln, die einen sicheren Lebenszyklus von Chemikalien gewährleisten, insbesondere deren Verwendung in Materialien und Produkten wie Kunststoffen.
Das Problem ist, dass die Verhandlungen zum globalen Kunststoffabkommen ähnliche Ziele verfolgen. Dies schafft Redundanzen, und meiner Ansicht nach sollte bei der Regulierung von Chemikalien das Global Framework Vorrang haben. Ich hoffe aufrichtig, dass die erste Runde konkreter Diskussionen zur Umsetzung dieses Rahmenwerks, die diese Woche in Punta del Este in Uruguay beginnt, erfolgreich sein wird.
Das Treffen konzentriert sich darauf, wesentliche Voraussetzungen zu schaffen, damit die Rahmenziele in nationale Gesetzgebungen überführt werden können. Dies erfordert Koordination bei grundlegenden Aspekten – Kriterien, Methoden und Daten –, die alle auf fundierter Wissenschaft und robustem Risikomanagement basieren. Notwendig ist auch ein offener Austausch über „best practices“ und wirkungsvolle Maßnahmen.
Die chemische Industrie ist bereit, hierzu ihren Beitrag zu leisten. Die Branche hat angeboten, Zugang zu Produktsicherheits- und Nachhaltigkeitsdaten bereitzustellen und ihre Produktportfolios um nachhaltige Lösungen zu erweitern. Sie hat sich auch verpflichtet, dreißig Länder dabei zu unterstützen, effektive Systeme zum Chemikalienmanagement einzuführen. Dreißig nationale Systeme – das mag angesichts der Komplexität und der Ressourcenanforderungen nicht ehrgeizig klingen. Aber diese Verpflichtungen bedeuten durchaus konkrete Fortschritte und zielen darauf ab, bewährte Praktiken zu etablieren.
Initiativen intelligent koordinieren
Der Weg nach vorne liegt in der intelligenten Koordination dieser Initiativen – oder um zur Jonglier-Metapher zurückzukehren: die Bälle nach der Show in die richtigen Körbe zu legen, damit sie für den nächsten Einsatz bereitstehen. Wenn das globale Rahmenwerk und das globale Kunststoffabkommen als komplementäre Instrumente anerkannt würden, wäre für ein effektives Chemikalienmanagement schon viel gewonnen.
Wenn jetzt Experten und Unterhändler in Uruguay und später in der Schweiz zusammenkommen, hoffe ich, dass die Gespräche von Pragmatismus und Handlungsbereitschaft geprägt sein werden. Der ultimative Erfolgsmaßstab ist nicht die Ausarbeitung eines perfekten Vertrags – sondern die Implementierung eines effektiven Chemikalienmanagements, das die sichere Verwendung von Kunststoffen gewährleistet und gleichzeitig das Fundament für eine Kreislaufwirtschaft und eine Welt ohne Plastikverschmutzung legt.
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