18
Juni
2025
|
16:02
Europe/Amsterdam

Mehr als nur Business: Unternehmen als Schlüsselakteure gegen Hass

Written by: Stefan Paul Mechnig
Zusammenfassung

Hassrede und Ausgrenzung sind moralische No-Gos. Und sie schaden letztlich allen. Die Millionen von Beschäftigten in Unternehmen können vormachen, wie es anders geht: durch Zusammenhalt, Fairness und Toleranz.

Was oft mit herablassenden Bemerkungen oder Spott hinter dem Rücken beginnt, eskaliert nicht selten zu offener Beschimpfung, Anfeindung und digitaler Hetze. Hinzu kommen subtilere Formen – etwa die Umdeutung von Begriffen oder eine Art „Neusprech“, der menschenfeindliche Inhalte hinter wohlklingenden Phrasen verbirgt. In welcher Form auch immer: Hass im Netz und im Alltag ist längst keine Randerscheinung mehr. Dahinter steht ein zunehmendes Wir/Ihr-Lagerdenken, oft gespeist aus Nichtwissen, Falschinformationen und Vorurteilen, aus Gruppenzwang und Unsicherheit.

Die Folgen sind fatal. Hassrede und Ausgrenzung schaden nicht nur den direkten Opfern, sondern der gesamten Gesellschaft. Wenn immer mehr Gräben gezogen und Mauern errichtet werden, dann fällt das Gemeinwesen am Ende auseinander.

Wo Offenheit, Empathie, Solidarität und der konstruktive Dialog verloren gehen, verlieren wir auch die Grundlage für Innovation und Fortschritt. Denn dort, wo Menschen nicht sie selbst sein dürfen, kommt es zu Stagnation, Stillstand – und am Ende Rückschritt. Wenn schon Appelle an ethische Grundsätze bei den Urhebern toxischer Propaganda nichts fruchten, dann vielleicht solche pragmatischen Argumente: Polarisierung und Nullsummendenken bringen nur Verlierer hervor.

So oder so – das Bewusstsein gegen Hassparolen muss gestärkt werden. Daran erinnert der Internationale Tag für die Bekämpfung von Hetze am 18. Juni. Die Vereinten Nationen setzen damit vor allem auf Aufklärung. Um etwas zu bewirken, kann man zudem zu gesetzgeberischen Mitteln greifen wie etwa in der EU. Die Europäische Kommission hat zum Beispiel Anfang dieses Jahres ihren Verhaltenskodex zur Bekämpfung illegaler Hetze im Internet überarbeitet. Mit der Folge, dass sich große Onlineplattformen wie Facebook, YouTube, X und TikTok verpflichtet haben, entschlossener gegen Hassrede vorzugehen.

Unternehmen können besonders wirksam sein

Doch Regulierung allein reicht nicht. Es braucht eine breite gesellschaftliche Bewegung – und hier spielen Unternehmen mit ihren Millionen von Beschäftigten eine entscheidende Rolle. Vor allem deshalb, weil sie große Schnittmengen aufweisen. Während „draußen“ die Gesellschaft immer mehr zerfasert und Einzelne in sozialen Blasen häufig nur das Echo ihrer bereits bestehenden Ansichten empfangen, lassen sich innerhalb der Büros, Labore und Betriebe viele Menschen gleichermaßen erreichen.

Download Media Kit
Download

Botschaften können in Unternehmen mithin leichter durchdringen. Wertegerüste und Verhaltenskodizes können helfen, gegen Intoleranz, Diskriminierung, Vorurteile und Stereotype zu sensibilisieren. Und Mitarbeitende können die Anwälte sein, die solche Überzeugungen weitertragen – zu Kunden und Partnern, in ihre Familien und die Nachbarschaft, in Kitas und Schulen, beim Einkaufen, im Sportverein.

Bei Covestro als multinationalem Unternehmen mit Beschäftigten aus mehr als 80 Nationen heißt es zum Beispiel klipp und klar: „Wir behandeln einander fair und mit Respekt.“ Und in der ganzen Vielfalt wird die innere Verbundenheit mit dem Motto „Wir sind 1“ ausgedrückt.

Werte müssen gelebt werden

Allerdings müssen Werte und Verhaltensregeln auch aktiv gefördert und durchgesetzt werden. Das Beratungshaus LRN weist in einer globalen Studie vom Mai 2025 darauf hin, dass Ethik- und Compliance-Programme nach wie vor erhebliche Defizite aufweisen. Unternehmen müssten mehr tun, um ethisches Verhalten in die tägliche Entscheidungsfindung einzubetten.

So darf eine „Speak-up“-Kultur nicht nur auf dem Papier stehen. Und wer Missstände anprangert, darf nicht Angst vor Nachteilen haben. Nur so werden ethische Prinzipien Teil einer Unternehmenskultur, die auch gesellschaftlich Verantwortung übernimmt.

Beschäftigte und Unternehmen bieten sich aber noch aus einem anderen Grund als Helfer gegen Hass und Spaltung an. Weil sie täglich erfahren, dass Zusammenhalt mehr bringt als Ausgrenzung. Dass Vielfalt und Pluralismus meist den Horizont erweitern und die Kreativität beflügeln. Wer erlebt, wie gemeinsam mit anderen und dank des eigenen Einsatzes nützliche Produkte und gute Ideen entstehen, erfährt Sinn, Selbstwirksamkeit und einen Feel-Good-Effekt. Und hat es nicht nötig, andere niederzumachen.

Kommentare (0)
Danke für Ihre Nachricht. Sie wird nach Freigabe angezeigt.